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Bass Museum: Rickenbacker 4005/4001

bp3_12_rick_4005_und_4001_fp Hallo, liebe Leser! Heute möchte ich euch hier im „Bass Museum“ ein wunderschönes Rickenbacker-Pärchen vorstellen. Es gibt ja außer mir noch weitere Rickenbacker-Freunde hier bei uns in der Redaktion, aber selbst viele Liebhaber dieser schönen Bässe werden wohl so einen seltenen 4005 Semi-Akustikbass leider nie persönlich in die Hände bekommen. Den traumhaften 4001 Bass von Ende 1972 wollte ich euch auch nicht vorenthalten und habe deshalb beide aufs Bild gebracht. Sind die zwei nicht ein richtiges Fireglo-Traumpaar? Wir haben uns ja schon vor einigen Ausgaben intensiv mit dem 4001-Modell beschäftigt und daher wird es in diesem Bericht hauptsächlich um den 4005 Rickenbacker-Bass gehen.

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Selbst „Big Boss“ John Hall von Rickenbacker nennt dieses Modell eher untypisch für einen Rickenbacker-Bass. Daraus könnte man schließen, dass er nicht gerade ein großer Anhänger dieses schönen und zeitlosen Basses ist. Obwohl Rickenbacker mit ihren semiakustischen E-Gitarren überaus erfolgreich sind, konnte sich das 4005-Modell gegenüber dem erfolgreichen 4001-Bass nicht durchsetzen und verschwand 1984 endgültig aus dem Rickenbacker-Katalog. Schade eigentlich, denn als großer 4001- Freund und -Spieler schlägt einem das Herz doch sofort schneller und es fällt schwer, sich dem Charme des 4005 zu entziehen: Optisch gibt es viele schöne Details zu entdecken, wie etwa der schön geformte handliche Korpus mit seinem angenehm flachen Hals und seinen Inlays. Dann natürlich die hübsche alte Rickenbacker-Kopfplatte bis hin zur R-Brücke auf dem Body. Dieses Modell gehört für mich zu den schönsten Bässen überhaupt!

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Zuerst fällt einem der perfekt gerade und gut eingestellte Hals auf. Das zeigt deutlich, dass bei guter und richtiger Handhabung, wie bei dem hier vorgestellten Bass von 1966, auch ein dünner Hals mit seinen Spannstäben über Jahre konstant bleibt. Der dreiteilige Hals bringt natürlich auch schon per se eine gewisse Stabilität mit sich. Deutlich zu erkennen beim 4005 sind die zwei weiteren dunkleren Holzstreifen an der Kopfplatte neben dem Firmenschild. Beim 72er-Rick und auch bei allen späteren Bässen sind diese angesetzten dunkelfarbigen Walnussholzstreifen durch helles Ahorn ersetzt worden. Die neue Kopfplattenform ist zudem etwas schlanker und damit kleiner geworden. Beim 4005 wurden noch die kleinen Kluson-Mechaniken verarbeitet, die in dieser Zeit typisch waren. Einige Jahre später wurden sie durch die Wavy Grover- Mechaniken (wie auf dem 72er zu sehen) ersetzt.

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Dass die Bundstäbchen bei diesen beiden traumhaften Rickenbacker-Exemplaren noch aussehen, als wären sie drei Wochen alt, mag wohl daran liegen, dass sie lange Jahre mit aufgespannten Flatwound-Saiten im Einsatz waren. Sehr gut gefallen mir auch die typischen großen Crushed Pearl Triangle Inlays auf dem Griffbrett, die leider ab Mitte 1973 bei allen Modellen geändert wurden.

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Der 4005-Bass erblickte im Jahr 1965 das Licht der Welt. Von der Korpuskonstruktion angelehnt an das Gitarrenmodell 360 bis 375, wurde der Bass mit zwei Tonabnehmern bestückt und war in den zwei Farben Mapleglo (Natur) und dem wunderschönen Fireglo (wie bei den beiden abgebildeten Bässen) erhältlich. Es gab aber auch einige Sonderbestellungen in Jetglo (Schwarz) und nur eine handvoll Instrumente vom 4005L, die Light Show Bass- Version, die Ende der Sechziger auf Bestellung gefertigt wurde. Ich habe vor einiger Zeit mal ein Promotionbild von Rickenbacker mit einer Las Vegas-Girlband gesehen. Darauf trugen die Damen ihre Rickenbacker-Instrumente mit diesem unschlagbaren „Eye Catcher“-Design zur Schau. Ihr müsst euch vorstellen: der Korpus ist am Rand schwarz und besitzt eine leicht gräulich-transparente Plexiglas-Decke. Darunter hat man kleine Lampen in verschiedenen Farben angebracht, die den Zuschauer bei der musikalischen Darbietung wie eine Lichtorgel auch noch optisch in grenzenlose Verzückung versetzten sollen. Diese Light Show-Gitarren und -Bässe sind allerdings extrem selten und sehr teuer. Ich habe mit vielen Kollegen darüber gesprochen, aber tatsächlich hat niemand so ein Instrument im Leben in der Hand gehalten!

Wie bestimmt viele von euch schon selbst festgestellt haben, sind Rickenbacker-Bässe etwas Spezielles und nicht unbedingt jedermanns Sache. Alte Fender-Bässe z.B. lösen schon eher große Begeisterung bei der breiten Masse der Bassisten aus. Auf einem Rickenbacker hingegen müssen sich die meisten Spieler erst ein bisschen einspielen. Wenn man aber erst einmal herausgefunden hat, wo ein Rickenbacker gekitzelt werden möchte (und es dann auch noch ein sehr guter Bass ist), dann kann sich ein komplett neuer Horizont für den Spieler eröffnen. Denken wir mal an Chris Squire von Yes mit seinem 64er 4001 S, oder an die alten Scheiben von Rush mit Geddy Lee mit seinem 1973er schwarzen Rick. Dann natürlich Phil Lynott bei Thin Lizzy auf seinen 4000er- und 4001er-Rickenbackern, oder der von mir sehr geschätzte Jon Camp bei Renaissance in den Siebzigern auf seinem weißem 1973er Rick. In Deutschland spielte Helmut Hattler auf alten Kraan-Scheiben einen Rick, und Wolfgang Schmid (damals bei Klaus Doldingers Passport) zelebrierte auf einem schwarzen 4001-Rickenbacker den groovigen Jazzrock der Band. Leider hatte er seinen Rick optisch etwas umgestaltet, beide Cutaways vom Korpus abgetrennt, womit der Bass fast wie ein Ei aussah. Alles in allem waren die Aufnahmen dieser bekannten Rick-Spieler aber für mich stets ein großes Hörvergnügen!

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Zu keinem Zeitpunkt jedoch sah man bei den populären Bands einen Rickenbacker-Bassisten mit einem 4005er-Modell. Naja, außer ganz kurzzeitig bei Steppenwolf. Aber es wurden ja von diesen Bässen auch nicht viele gebaut – in den Sechzigern waren es gerade mal um die 150 Stück, darüber hinaus in verschiedenen leicht veränderten Versionen, darunter Fünfund Sechssaiter und sogar Achtsaiter für ganz extravagante Bassisten. Ein weiterer Nischenbass war der 4005 WB mit einem Double Bound Body. Dieser besaß nicht die hier abgebildeten runden Korpuskanten an der Body-Oberfläche, sondern wies vorne und hinten einen kantigen Korpus mit Binding auf. Doch zurück zu dem Bass, den ihr hier auf den Bildern vor euch seht...

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Der semiakustische 4005 hält klanglich, was er optisch verspricht: den Spieler erwartet ein ganz besonderes Sound-Erlebnis. Für einen Unplugged-Gig reicht seine unverstärkte Lautstärke zwar leider nicht, aber sich vor dem Gig darauf warmspielen oder in der angenehmen Jahreszeit draußen auf der Terrasse oder dem Balkon im Freien... das funktioniert sehr gut und macht großen Spaß!

Beide abgebildeten Bässe verfügen noch über die Toaster-Pickups, die deutlich mehr Kraft besitzen als die geänderten Nachfolgemodelle ab 1973. Durch den halbakustischen Body bekommt der 4005er aber zusätzlich noch eine Prise „Kontrabass“ dazu. Soft am Hals gezupft auf beiden Tonabnehmern, die Höhen etwas raus, das kleine Poti ganz auf „Bass“... da bebt die Bude und das Bassistenherz glüht vor Begeisterung! Man will den Bass gar nicht mehr aus der Hand geben und es kommen einem beim spielen tausend Ideen, was man noch alles mit diesem Teil spielen möchte. Spätestens jetzt wird klar, warum für gute Exemplare des 4005ers richtig Bares auf den Tisch gelegt werden muss!

Schaut euch mal die schönen Details genauer an: Da wäre zum einen die „R“-Brücke; bei welcher das R hinten am Korpus eingehakt und dann mit den Saiten über die Brücke geführt wird. Der Korpus ist zusätzlich an dieser Stelle geschmackvoll geformt, und das Schlagbrett ergänzt das Design angenehm bis zum Halsansatz. Auf dem Pickguard sind pro Pickup ein Volumen- und ein Ton-Poti angebracht. Dann gibt es natürlich den schon klassischen Rickenbacker 3-Weg Pickup-Selektor, und die schöne Plexi-Daumenstütze darf selbstverständlich auch nicht fehlen.

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Schnittig ist das oben liegende Schallloch mit dem typischen Binding an der Innenkante. Der Korpus selbst macht einen sehr robusten Eindruck, denn die vorderen und hinteren Decken sind nicht so hauchdünn wie bei anderen Herstellern, und besitzen vorne wie hinten einen Butterfl y-Holzschnitt. Hier wird bei der Verarbeitung eine dicke Decke in der Mitte durchtrennt und eine Hälfte zu jeder Seite aufgeklappt. Von hinten ist die Korpuskante zusätzlich mit dem schönen Checkered Binding (Schachbrett-Binding) versehen. Der Hals ist eingeleimt worden, dadurch lassen sich die hohen Lagen perfekt erreichen. Am besten klingen tut er jedoch für mich in den Hauptlagen – dort, wo man als Bassist das meiste Geld verdient!

Die beiden Tonabnehmer lagern auf Gummipuffern und können in der Höhe nicht verstellt werden. Unter dem Tonabnehmer ist nur ein kleines Loch in die Decke gebohrt worden, um das Kabel für den Pickup hindurchzuführen. Wie bei vielen halbakustischen Bässen kann der hintere Tonabnehmer, der direkt an der Brücke angebracht ist, nicht denselben Druck entwickeln wie sein Pendant am Hals. Dafür liefert er jedoch die notwendige Höhen-Balance im Sound und trägt so das Seine für ein ausgeglichenes Klangbild bei.

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Wirklich schade, dass einige Entwickler/ Konstrukteure dieser formschönen Instrumente ihre Schätzchen nicht über heutige Bassanlagen hören können! Bei den Anlagen aus den Sechzigern mussten die Tonabnehmer immer kraftvoll sein, heute lässt sich das alles bequem an der Anlage nachregeln. Ich schätze, dass viele dieser Pioniere heute immer noch sehr zufrieden mit dem wären, was sie damals entwickelt und gebaut haben!

Wenn ich der Chef von Rickenbacker wäre, dann würde ich nicht nur die Reihe 4001 V 64 nachbauen, sondern auch eine Sonderedition von diesem unglaublichen 4005 Bass. Aber das wäre bestimmt auch sehr kostspielig...

Ein Bass in Topzustand und mit dem damals mitgelieferten Silberkoffer kann schnell $10.000,– kosten – wenn man überhaupt einen fi ndet. Fest steht aber: Die Zufriedenheit ist dem Besitzer guter alter und gepfl egter Rickenbacker-Bässe garantiert! Wir sollten uns alle daran erfreuen, dass es so schöne und auch seltene Exoten überhaupt gibt. Und dass sie auch noch so wunderbar perfekt klingen – damals wie heute.

Bis zum nächsten Mal, euer Bass Hunter (Hermann Eckholt)

2012-06-13

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