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Bass Museum

Jaydee Supernatural-Bässe

jaydee_DSC7151_550"Bass Museum" von Hermann Eckholt –The Bass Hunter.

 

„Get yourself a head – get a Jaydee…!”

– so lautete 1983 die Überschrift  der Jaydee-Basswerbung für ihre Supernatural-Modelle. John Diggins begann im Sommer 1978 in der Industriestadt Birmingham in Mittelengland, seine Jaydee-Bässe zu bauen. Anfänglich noch eher für sich und seine Freunde baute er die stark an der Alembic-Bauweise angelehnten Supernaturals.

Das wäre vielleicht immer noch so, wenn nicht Anfang der Achtziger ein gewisser Mark King mit seiner Britfunk-Band Level 42 auf die Idee gekommen wäre, einen Jaydee-Bass für seine rasante Daumentechnik einzusetzen. Dieser schnelle Hammerfunk von Mr. King mit dem messerscharfen Sound des Jaydee-Basses hat sehr viele Bassisten mehr als elektrisiert. Wie vom Blitz getroffen wurden die Bässe plötzlich förmlich unters Kinn geschnallt, um dem Tempo von King möglichst nahe zu kommen.
Diese „Büstenhalter“-Tragweise sah nicht nur etwas lächerlich aus – sie war dazu noch von den meisten Nachahmern völlig falsch verstanden worden. Es haben sich bestimmt einige Basskollegen nach stundenlangem „Daumenkloppen“ zu Hause oder im Proberaum über den anschließenden Tennisarm oder die verspannten Schultern gewundert. Nun, die Lösung ist einfach: Ein Jaydee ist groß gebaut und Mark King sehr klein gewachsen. Daher resultiert dieses leicht verfälschte Bild. Achtet man auf Bildern oder Videos auf den Halsansatz des Basses, so liegt dieser bei Mark knapp über dem Hosenbund. Alles im normalen Bereich also...

Jaydee Supernatural (Bass Professor 3/2010)

Den hier abgebildeten wunderschönen und sehr seltenen Jaydee Supernatural in „cream white“ haben wir im verkehrstechnisch lästigen Paris vor die Kamera bekommen. In diesem Finish sieht dieser Bass besonders schön aus. Es wird abgerundet durch das cremige Hals- und Kopfplatten-Binding. Das Binding gab es nur auf Bestellung. Leider wurde dadurch die Warterei auf das Instrument wesentlich verlängert und der Preis knallte ebenso wie die Funksalven von Mark. Daher sieht man die meisten alten Jaydees ohne Hals- und Kopfplatten-Binding. Das sieht aber zugegebenermaßen nicht ganz so prickelnd aus, eher wir ein stumpfe Pommesgabel. Wollte der Kunde damals auch das abgebildete wunderschöne Moon-Inlay auf seinem Bass haben, so löste dies bei John nicht gerade Begeisterung aus. Dies erforderte nämlich viel zusätzliche Arbeit, und dieser Aufwand schlug sich natürlich abermals im Preis nieder. Deswegen sehen die meisten auf dem Gebrauchtmarkt erhältlichen Jaydee Mark King-Modelle in ihrem Rot vergleichsweise langweilig und schlicht aus.

Jaydee Supernatural (Bass Professor 3/2010)

Der Hals bei diesem Modell hat ein unglaubliches Handling, irgendwo zwischen Jazz und P-Bass, sehr gut und schnell zu bespielen. Die superflache Saitenlage erinnert eher an eine Gitarre, und auch die hauchdünnen Kinderbass-Saiten von 030 bis 090 sind sehr gewöhnungsbedürftig. Trotzdem ist die tonale Ansprache bemerkenswert. Der Hals ist für diese dünnen Drähte ausgelegt, und sollte es jemanden nach dickeren Saiten gelüsten, könnte auf ihn eine unangenehme Überraschung warten... 

Jaydee Supernatural (Bass Professor 3/2010)

Da kommen wir dann gleich zu einem der großen Schwachpunkte dieser sonst sorgfältig gebauten Bässe: Der Hals ist nicht sehr stabil, und bei 040 bis 095er-Saiten zeigt er schon große Schwierigkeiten mit der Spannung. Die Hals-Spannstäbe waren auch nicht besonders haltbar, sie ließen sich schnell überdrehen und brachen „gerne“ oben an der Schraube. Daher empfiehlt sich große Vorsicht bei Kauf eines alten gebrauchten Jaydees – der Produktionsstress für einen kleinen Ein- bis Zwei-Mann-Betrieb war Anfang der Achtziger Jahre aufgrund der hohen Nachfrage einfach zu groß. Da wäre für John vielleicht doch ein langsameres Wachsen und Entwickeln inklusive einiger Verbesserungen besser gewesen. Aber wer konnte schon im Voraus ahnen, welchen Einfluss Mark King einmal auf die Basswelt ausüben würde? Obwohl die Bässe aus Birmingham doch noch besser wurden, wechselte King übrigens 1984 zu Status-Bässen. Das lag auch daran, dass der Amp-Hersteller Trace Elliot den Vertrieb für den neuen Headless-Wunderbass hatte. Vorbei war für Mark fortan der Stress mit den Gummihälsen während seiner weltweiten Tourneen. Ich habe Mark während seiner Soundchecks so oft schlecht gelaunt erlebt: Er hatte immer zwei Jaydees im Gepäck, damit wenigstens einer am Abend funktionierte.
Marks alter Jaydee war völlig anders gebaut als die späteren unter seinen Namen vertriebenen Modelle – der Grund hierfür ist mir unbekannt. Leider wurden die so genannten „wide bodies“ aus den Anfangstagen der Firma nicht mehr gebaut, obwohl diese großen Korpusse ein wesentlich besseres Schwingungsverhalten mit sich brachten als die kleinen schmalen Bodies.

Jaydee Supernatural (Bass Professor 3/2010)

Auch die hässliche zwischen Hals-/Griffbrettkante und dem Halstonabnehmer eingefräste Slapmulde (wie auch beim hier abgebildeten Bass) hat Mark King in Wahrheit nie so benutzt. Der Ärmste hat sich bei seinen alten Wide Body-Bässen oft die Flossen eingehauen, um zwischen dem nur ca. 1cm breiten Abstand zwischen Hals und Tonabnehmer zu slappen. Allerdings klingt diese vordere PU-Position deutlich besser. Ich habe seine Bässe oft in der Hand gehabt und spielen dürfen, denn zufällig war meine Schwester damals als Betreuerin von Polydor in Hamburg für die ersten Level 42-Deutschlandtouren zuständig; so konnte ich mich gut mit Mark während dieser Jahre anfreunden.
Obwohl die Korpusse bei den Supernaturals kleiner gebaut wurden, blieb die 3-Band Elektronik (mit aktiver Bass-, Mitten-, Höhenreglung sowie einem Höhen-Poti für den Passivbetrieb) über Jahre gleich. Es gab zwei Ausgangsbuchsen: Eine Standard-Klinke und eine zusätzliche symmetrische XLR. Der kleine Minischalter ist für den Aktiv- und Passivbetrieb. Daneben der 3-Weg Schalter für die Pickup-Positionen plus eine Standby-Stellung. Der abgebildete Bass besitzt zudem noch einen weiteren kleinen Mini Switch, der die Elektronik zusätzlich in drei Stellungen umschaltet. Leider rauscht bei dem verbauten 3-Band EQ der Höhenbereich wie ein ganzer Gebirgsbach!

Jaydee Supernatural (Bass Professor 3/2010)

Die beiden in Holz eingearbeiteten Singlecoil-Tonabnehmer sehen wirklich super aus. Baut man so einen Holztonabnehmer auseinander, findet man darunter in jedem zwei kleine Precision-ähnliche Singlecoil-Spulen. Die Position der beiden Tonabnehmer ist bei allen Serien-Modellen ähnlich und nicht mehr so weit auseinander wie bei den Wide Bodies.

jaydee_DSC7088_550

Der Hals aus mehreren einzelnen Holzstreifen wurde von oben in den Korpus eingesetzt und verleimt. Zwischen den beiden Bodyflügeln wurden rückseitig in der Mitte zum Hals passende Holzstreifen eingesetzt, um auch optisch eine Einheit herzustellen. Die Brücke werden viele Hobbyfunker damals verflucht haben, denn wenn sich auf der Bühne im Gefecht oder im Solo-Höhepunkt die G-Saite verabschiedete, ging auch gleich der ganze Saitenreiter flöten.

Jaydee  Supernatural (Bass Professor 3/2010)

Die Böckchen standen nämlich einfach in zwei vorgebohrten Vertiefungen und waren nicht verschraubt!
Das Mark King Supernatural-Modell war das erfolgreichste Pferd aus dem Jaydee-Stall. Es hat immer noch viele Anhänger und Sammler, vor allem die anfänglichen Wide Body-Bässe bekommt man nicht mehr oft zu sehen. Nach „unten hin“ gab es in der Kollektion noch den Roadie-Bass, der sehr schlicht gehalten war. Er war meistens passiv, hin und wieder sogar nur mit einem Tonabnehmer versehen bzw. zwischendurch auch mal als Fretless gestaltet. Das Sortiment beinhaltete aber auch noch einen 24bündigen Bass, den GA 24. Pate stand bei diesem Modell der Shakatak-Bassist G. Anderson Jr. Das Instrument besaß einen sehr verkürzten Body, durch welchen die beiden Tonabnehmer sehr nah zusammen lagen.

Jaydee Supernatural (Bass Professor 3/2010)

Der Jaydee-Sound lässt sich gut auf alten Level 42-Platten oder CDs bis zum Titel „World Machine“ (ab da wurde Status gespielt!) hören. Geslappt ist der knöcherne Ton sehr klar und besitzt große Durchsetzungskraft. Wer noch einmal mit so einem Bass diese Zeit durchleben möchte, könnte Glück haben: Hin und wieder tauchen im Internet günstig alte Jaydees auf. Wenn es irgendwie möglich ist, sollte man die Instrumente vor dem Kauf aber unbedingt antesten. Oder aber man besucht gleich den netten und immer noch im Bassbau aktiven John Diggins in seiner Werkstatt in Birmingham und lässt sich einfach einen Bass maßschneidern. Deshalb: Schaut euch ruhig einmal seine Webseite an! Da entdeckt man Mark King sogar mit einem Jaydee Starchild mit Vibratohebel. Und siehe da – selbst Jaco hat mal auf einem Jaydee gespielt!
Infos: www.jaydeeguitars.com

Jaydee Supernatural (Bass Professor 3/2010)

Jaydee  Supernatural (Bass Professor 3/2010)

Jaydee Supernatural (Bass Professor 3/2010)

Jaydee Supernatural (Bass Professor 3/2010)

Infos: www.jaydeeguitars.com

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Aus dem Leben eines Studiobassisten! Folge 17. Für viele Bassisten war und ist der Beruf des Studiobassisten ein Traumjob. Doch leider werden Studiobassisten immer weniger gebucht, und das liegt nicht nur an der digitalen Studiotechnik. In der Serie „Aus dem Leben eines Studiobassisten“ erzählen Bassheroes kurze Anekdoten aus ihrem Alltag im Tonstudio.
-> Achim Rafain

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