
Das Telecaster-Modell ist ja den allerersten Precision-Bässen nachempfunden, die uns der Kollege Detlef Schmid derzeit in seiner Kolumne vorstellt. Typischerweise gibt es hier den dicken, nicht abgerundeten Korpus, die beiden Metallkappen sowie auch die abenteuerliche (aber tatsächlich oktavreine!) Brücke mit ihren zwei Böckchen für vier Saiten – und nicht zuletzt das „Strings thru Body“-Design wie zu Leos Anfangzeit.

Auch der kleine Metalldeckel für das Poti-Fach, die Eingangs-buche an der Korpus-Unterseite, und der gestaggerte Singlecoil-Tonabnehmer sehen aus wie bei den ersten Precision-Bässen von 1951 – frei nach dem Motto: ein Magnetpol pro Seite muss reichen. Ich bin mir sicher, dass die Pickups auf den ersten P-Bässen noch brutaler, lauter und fetter im Ton waren als die der CBS-Versionen. Aber wir kennen ja das Spiel mit diesen alten Bauteilen: Es kann bei Vintage-Instrumenten tatsächlich schon mal hörbare (!) Verschleiß-Erscheinungen geben. Hier und da hatte ich schon alte Instrumente in der Hand, die einfach nach nichts mehr klangen. Ich besaß beispielsweise früher einmal einen Telecaster Bass von Anfang 1970 in Blond Finish, der wirklich merkwürdig klang: Die E-Saite war viel zu leise und das gesamte Instrument klang nicht richtig ausgewogen. Zuverlässiger sind da schon die Stücke aus dem Fender Custom Shop. Ich hatte zum Beispiel mal mit einem Custom Shop Precision in der 56er-Version zu tun, der deutlich besser war als der alte Telecaster. Aber es gibt sogar noch eine bessere Lösung, falls die alten Originalteile ihren Dienst versagen: die handgewickelten Tonabnehmer von Seymour Duncan aus seiner Antiquity-Serie. Optisch sehen diese Tonabnehmer genauso aus wie die originalen, und ihr Sound ist einfach unbeschreiblich. Auch beim hier gezeigten Pink Paisley Bass wurde ein Seymour Duncan nachgerüstet – perfekt im Ton, mit einem sehr ausgewogenen Sound. Das originalgetreue Gesamtklangbild ist unglaublich! Aber schauen wir uns den Bass noch mal genauer an: Er verfügt über einen kräftigen einteiligen Ahornhals in C-Form mit einer schönen geriegelten Maserung, und die kleine Kopfplatte ist richtig sexy. Unter der Paisley-„Tapete“ befindet sich ein federleichter Erlekorpus – der gesamte Bass bringt gerade mal 3,7 kg auf die Waage! Der dicke ungeshapte Korpusblock klingt sehr resonant und kraftvoll und braucht sich nicht hinter den späteren Precision-Modellen zu verstecken. Der Bass reagiert sehr direkt auf unterschiedliche Handhabung: Soft mit dem Daumen am Hals angeschlagen klingt er fast wie ein Kontrabass mit viel Volumen. Hinter der Tonabnehmerkappe gezupft, klingt der Bass sehr klar, und mit Plektrum geht er sogar schon in Richtung Rickenbacker.

Schlägt man die Saiten vor der Kappe an, erntet man noch am ehesten den typischen Precision-Sound, wobei ich diesen Bass im Vergleich zu anderen Precis als etwas urwüchsiger im Sound empfinde. Deutlich wird schon nach kurzer Zeit des Spielens: mit einem Telecaster Bass muss man sich schon intensiv auseinandersetzen, damit das Klangresultat auch den Vorstellungen entspricht. Man muss wirklich genau wissen, wo dieser Bass gekitzelt werden möchte, damit sich auch Genuss und Spielfreude einstellen können. Aber hat man den Bass nach einer Eingewöhnungsphase erst einmal richtig kennen gelernt, wird man des Öfteren beim Spielen mit einer Gänsehaut belohnt. Ich weiß nicht, welchen Mega-Turbolader-bass man beim Gig anschleppen müsste, um solch einen hübschen Pink Paisley zu toppen. Fehlt eigentlich nur noch ein guter Schneider, der dann das Erscheinungsbild des Künstlers passend dazu perfektioniert. Und mal ehrlich: eine maßgeschneiderte Jacke oder Hose sind garantiert bestimmt günstiger als die Anschaffung dieses Schmuckstücks. Womit wir beim Unangenehmen wären: Ein gut erhaltener Pink Paisley-Telecaster ist eigentlich nicht unter 12.000,- Dollar bzw. 10.000,- britische Pfund zu bekommen. Das Gleiche gilt natürlich auch für den zeit-los-schönen Bulli! Mein besonderer Dank gilt deshalb an dieser Stelle den „Käferfreunden Emsland“ für die Unterstützung bei der Fotosession. Die Jungs hatten denselben Spaß bei der Session wie ich – zusammen wussten wir mitunter wirklich nicht, welches Teil nun eigentlich schöner ist!
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Bis zum nächsten Mal, euer Bass Hunter (BP2/2013 - Ausgabe 69, Seite 76)