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BassMuseum Gibson V-Bass Translucent Blue von 1981

Bass Professor: Bass Museum Gibson V-Bass Translucent Blue von 1981. Von Hermann Eckholt – The Bass Hunter

BassMuseum Gibson V-Bass Translucent Blue von 1981. Von Hermann Eckholt – The Bass Hunter

Liebe Leserinnen und Leser,
heute möchte ich euch einen super seltenen, aber auch sehr gut klingenden Bass vorstellen: einen Gibson V-Bass aus dem Jahr 1981. Die Flying V Korpusform zählt heute definitiv zu den Gitarrenkorpus-Klassikern – doch das war nicht immer so!

Ende der fünfziger Jahre war der damalige Gibson Chef Ted McCarty auf der Suche nach modernen Gitarrenformen und stellte den Kunden auf der Namm-Show in Los Angeles 1958 erstmalig die Explorer- und die V-Body- Form vor. Die meisten Musiker hatten sich damals schon sehr an das rundliche Design und die Handlichkeit der Fender-Instrumente gewöhnt und haben die revolutionären neuen zackigen Modelle erst mal abgelehnt. Schon 1959 (V) resp. 1963 (Explorer) wurden diese beiden Modelle auf Eis gelegt und erst 1967 bzw. 1976 wieder zaghaft auf den Markt gebracht. Anfang der sechziger Jahre kamen die ansprechende Firebird Gitarre und der erfolgreiche Thunderbird Bass auf den Markt. Das stärker an die Taillenform von Fender angelehnte Korpusdesign wurden von den Musikern gleich gut angenommen. Erst mit der aufkeimenden Rockmusik in den späteren sechziger Jahren eroberten die ungewöhnliche Flying V und Explorer-Form die Herzen der Musiker.

Bass Professor: Bass Museum Gibson V-Bass Translucent Blue von 1981. Von Hermann Eckholt – The Bass Hunter

Der Bluesmusiker Albert King war einer der ersten Gitarristen, der oft mit einer Flying V zu sehen war. Jimi Hendrix erhielt von Gibson gleich mehrere extra für ihn gebaute Linkshänder- Modelle. In den Siebzigern wurden Andy Powell von Wishbone Ash und vor allem die beiden Schenker-Brüder von den Scorpions aus Hannover als Dauer-Flying V-Spieler weltweit bekannt. Später folgten noch viele weitere Gitarristen wie Lenny Kravitz oder Joe Bonamassa die mit einer Flying V eine entsprechende Coolness an den Tag legten, man denke nur an die Flying V in dem Video „Are You Gonna Go My Way“ von Lenny Kravitz. Dieser Herr nahm gern einige besondere Exemplare aus seiner Sammlung mit auf Konzertreise. Ich habe mal bei einem Gig in Köln mitgezählt, und dort kamen stattliche 36 Gitarren zum Einsatz!

Bass Professor: Bass Museum Gibson V-Bass Translucent Blue von 1981. Von Hermann Eckholt – The Bass Hunter

Die gut klingende V-Bodyform war lange Zeit nur den Gitarristen vorbehalten und als Basisholz diente in Anfangsjahren in den Fünfzigern Korina und später (ab 1967) überwiegend Mahagoni. Auf den V-Bass mussten die Gibson-Bassfans lange warten, denn erst 1981 wurde eine Mini-Auflage von 375 Exemplaren hergestellt – und 1982 war auch schon wieder Schluss mit der Produktion, deshalb sind die Bässe sehr gesucht und alles andere als günstig. Die meisten Exemplare wurden in schwarz, Arctic White, Silverburst oder durchscheinend blau hergestellt, wie das Exemplar in dieser Ausgabe.

Im Gegensatz zu den Gitarren wurde der Korpus und der Hals des V-Basses aus Ahorn gebaut, womit Gibson schon bei einigen anderen Bässen in den Siebzigern soundlich gute Erfahrungen gemacht hatte. Die Grabber Bässe, der RD Artist und die Victory Bässe wurden alle aus Ahorn gebaut, die, aus Kostengründen, oft aus mehreren aneinander geleimten Holzstreifen bestanden. Ahorn konnte im Vergleich zu anderen Holzsorten günstig ein- gekauft werden und ist trotzdem ein gutes und stabiles Klangholz, das bekanntlich von Fender massenhaft für Hälse verbaut wurde. Ein V-Bass hat ja nicht viel Korpusmasse, aber die einmalige Korpusform bietet ein erstaunlich langes Sustain. Ob dies an dem Korpusschnitt mit den zwei langen Hörnern liegt, lässt sich nicht eindeutig beweisen. Aber das gesamte Schwingungsverhalten scheint bei der „V“-Bauform sehr verträglich zu sein, denn irgendwo muss dieser vollmundige Ton ja herkommen. Die beiden kräftigen Humbucker vom V-Bass wurden von Gibson schon bei dem Ripper Bass verbaut und stehen ihm sehr gut. Von kräftig rockig in der Hals-Position bis zum knurrigen Ton durch den Brücken-Tonabnehmer ist alles da, was man klanglich in guter Rockmusik braucht. Diese Pickups können jeweils durch drei Schrauben auf dem Schlagbrett in ihrer Höhe für die perfekte Tonabnahme ausbalanciert werden. Auf dem Pickguard befinden sich, neben dem typischen Gibson Toggle Switch, der für Umstellung der Tonabnehmer sorgt, drei Potis: zwei Volume Potis und ein gemeinsames Höhen- Poti. Bei dem V-Bass kam zudem die klassische Gibson-Verdrahtung wieder zum Einsatz: Man kann mit jedem der beiden Volumenpotis den Bass stumm drehen. Daher sollte man beim ersten Anspielen nicht gleich erschrecken, wenn man die Tonabnehmer gern mal einzeln hören möchte und eines der beiden Volumenpotis ganz zudreht – dann kommt nämlich kein Ton mehr aus dem Bass! Wer also die Pickups einzeln hören möchte, bediene sich einfach des Wahlschalters.



Mit den beiden Lautstärkereglern lassen sich allerdings gute Soundergebnisse erzielen. Nimmt man z.B. bei dem Halstonabnehmer etwas die Lautstärke zurück, knurrt der V-Bass gleich kräftiger. Oder man dreht den Brückentonabnehmer leicht zurück, dann gewinnt der Bass an Tiefen mit deutlich präsenten Mitten – den Bandsound trägt er jedenfalls ziemlich gut.

Der V-Bass erhielt die typische Gibson-Bass- Brücke, die seit dem 76iger Thunderbird auf vielen Gibson Bässen ihren Dienst verrichtet. Leider ist nur die gesamte Brücke in der Höhe verstellbar, nicht die einzelnen Böckchen. Ich würde zudem empfehlen, nur bei Bedarf mit großer Sorgfalt die Böckchen in ihren Saitenkerben einzeln in der Höhe abzufeilen, falls das wirklich nötig ist. Insgesamt klingen alle Saiten zum Glück gleich laut und sind sehr ausgewogen zueinander.

Doch es gibt noch eine Überraschung bei dieser Gibson-Rarität: Der V-Bass ist mit einer Mensur von 30,5“ ein lupenreiner Shortscale Bass – was man ihm auf den ersten Blick nicht ansieht. Doch trotz der kurzen Mensur gibt es nichts, was ich an dem Bass klanglich vermissen würde.

Bass Professor: Bass Museum Gibson V-Bass Translucent Blue von 1981. Von Hermann Eckholt – The Bass Hunter

Der Hals hat zudem ein ansprechendes Binding und wurde aus drei Streifen Ahorn zusammengeleimt und liegt griffig in der Hand, wobei mir das Halsprofil mit dem schlanken D sehr zusagt – der Hals ist ein echter Renner! Die Kopfplatte wurde natürlich an die Gibson Flying- V-Gitarren angelehnt, findet sich allerdings in ähnlicher Form auf den Grabber Bassmodellen, wobei sie dort etwas runder ausfallen. Eine ästhetisch sehr gelungene Kopfplatte mit hohem Wiedererkennungswert! Auf dem Gibson V-Bass arbeiten vier solide Schaller-Mechaniken mit kurzem Stiel, die seit Mitte der siebziger Jahre bei Gibson tausendfach verbaut wurden. Die Bespielbarkeit eines Basses in V-Form ist natürlich speziell. Im Sitzen muss man mit dem Gerät um eine angenehme Spielposition kämpfen und dabei aufpassen, dass man sich nicht den Rücken verdreht – die Gitarristen wissen davon ein Lied zu singen! Mein Tipp: im Sitzen lieber einen anderen Bass verwenden und den absolut cool aussehen Gibson V-Bass ausschließlich im Stehen spielen. Der Bass bringt zudem gerade mal ein Gewicht von 3,5 kg auf die Waage und erweist sich als echter Schulterschmeichler – das sorgt schnell für gute Laune. Der Anschaffungspreis für dieses extrem seltene Instrument dafür leider nicht. Wenn man ein wirklich gut erhaltenes Exemplar erwerben möchte, dann wird man in den USA schwerlich eines unter USD 3.600,- finden. Solltet ihr im Land der unbegrenzten Möglichkeiten tatsächlich fündig werden, denkt bitte immer an die zusätzlichen Kosten, die bei einem Import durch den Zoll und die Mehrwertsteuer fällig werden. Da kommen locker 25% des normalen Verkaufspreis dazu. Für so viel Geld gibt es natürlich noch andere sehr gut klingende Schätzchen – aber sind die auch so cool wie dieser atemberaubend schicke Gibson V-Bass?

Bass Professor: Bass Museum Gibson V-Bass Translucent Blue von 1981. Von Hermann Eckholt – The Bass Hunter

Wer also einen ungewöhnlichen Bass sucht, dem kann ich garantieren, mit einem Gibson V-Bass absolut richtig zu liegen. Wenn man den typischen Gibson Basston mag, dann wird einen dieser fliegender Bass-Teppich auf eine aufregende und weite Bassreise mitnehmen.

Guten Flug!

 
Bass Professor 4/2017 - Ausgabe 91, Seite 60

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-> Achim Rafain