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BassMuseum: Yamaha BB-Serie


Bass Professor 1/2019, Ausgabe 98. BassMuseum: Yamaha BB-Serie

1966 startete Yamaha die Vermarktung von Bässen in Europa mit dem Modell SB-2 aus der „Super Bass“-Serie. Mitte der Siebzigerjahre wurden die SB-Bässe durch die „Pulser Bass“- Serie verstärkt, die im Gegensatz zu den SBBässen reine Fender Precision Basskopien aus dieser Zeit waren. Beide Serien wurden Anfang der Achtzigerjahre wieder eingestampft.

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Die BB-Serie – BB steht übrigens für Broad Bass – kam 1977 mit den Modellen BB800, BB1000 und BB1200 auf den Markt. Während die 800’er und 1000’er Serie Schraubhälse und Pickguards hatten, die übrigens optisch der aktuellen Yamaha BB-Serie nicht unähnlich sind, konnte der 1200’er bereits mit einer Neck-Thru-Konstruktion aufwarten. Im Laufe des Jahres 1978 kam das Topmodell BB2000, 1982 die 2000’er Modelle mit einer kürzerer 30 und 32 Zoll Mensur (Short- und Mediumscale) hinzu. 1983 übernahm der BB3000 die Rolle des Spitzenmodells vom BB2000. Yamaha hatte im Lebenszyklus der Broad Bässe noch viele weitere Modelle im Programm, deren Auflistung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Erschwerend kommt hinzu, dass Yamaha die Märkte mit unterschiedlichen Produktportfolien bediente und beispielsweise den hier vorgestellten BB2000S fretless ausschließlich auf dem asiatischen Markt veräußerte. Leider waren spätestens in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre die Modelle des heutigen Quartetts nicht mehr erhältlich. Lediglich der BB3000 überlebte ins heutige Jahrtausend, zuletzt als limitierte Auflage von 40 Exemplaren im Jahr 2009.

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Die hier vorgestellten Bässe können generell als hochqualitativ bezeichnet werden, was mit dem Ruf von Yamaha einhergeht, stets tadellose Qualität zu liefern. Analog der in der letzten Ausgabe vorgestellten Ibanez Musician Bässe konnten die Yamaha Broad Bässe der amerikanischen Konkurrenz von Alembic, Spector oder Ken Smith durchaus Paroli bieten und dies zu einem deutlich günstigeren Preis. Nichtsdestotrotz musste man für einen BB2000 schon um die DM 2.000,– über den Tresen wandern lassen, um das gute Stück inklusive hochwertigem Koffer aus dem Laden begleiten zu dürfen. Das hielt die Bassistenwelt aber nicht davon ab, sich ein BB2000 zuzulegen, da das Gesamtpaket überzeugend war.

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Beschäftigen wir uns zunächst mit dem BB2000, der in der sehr beliebten Farbvariante „Natural“ vom Erstbesitzer ausgesucht wurde, die es neben der weiteren Alternative „Brown Stain“ gab, einem rötlichen Sunburst. Die Neck- Thru Konstruktion verspricht einen feinen Ton mit langem Sustain und die verwendete Holzqualität von Yamaha kann man als erstklassig bezeichnen. Das Griffbrett ist aus einem wunderschön gemaserten Ebenholz mit ellipsenförmigen Markierungen, die ausschließlich für das obere Register der Modellreihe verwendet wurden.

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Das Maß des fünfteiligen Halses entspricht mit 33 7/8 Zoll einer langen Mensur (Longscale), dessen dicht gewachsener Ahorn durch zwei Streifen Mahagoni ergänzt wird. Eine im Hals verbaute Aluminiumumfassung des Spannstabes sorgt dafür, dass sich der Hals auch nach 37 Dienstjahren noch völlig problemfrei einstellen lässt. Für die angeleimten Korpushälften hat Yamaha Erlenholz verwendet. Mit 4,2 Kilogramm ist der BB2000 nicht unbedingt ein Leichtgewicht, allerdings findet man für gewöhnlich eher schwerere BB-Modelle auf dem Gebrauchtmarkt. Die mit Graphitlack abgeschirmte Elektronik des BB2000 ist recht simpel und arbeitet rein passiv. Die Tonabnehmer können durch einen dreistufigen Toggle- Switch angewählt werden, ergänzt durch einen Master-Volumenregler und einer Höhenblende. Unser Exemplar wurde den Spielspuren nach sehr viel gespielt, was nicht zulasten der Funktionalität ging. Die vernickelten, offenen Stimmmechaniken drehen noch einwandfrei und lassen sich im Bedarfsfall mit einem kleinen Spezialschlüssel in der Gängigkeit justieren. Die verchromte Brücke aus Druckguss hinterlässt ebenfalls einen funktionalen und wertigen Eindruck. Die baugleichen Stimmmechaniken und die identische Brücke sind übrigens auch bei unseren fretless Museumsstücken BB1200S und BB2000S anzutreffen. Eine tadellose Hochglanzlackierung wurde dem gesamten Bass spendiert, inklusive Halsrückseite. Bei dem hier betrachteten Modell hatte der Vorbesitzer leider eine Daumenstütze auf den Korpus geschraubt, von der noch zwei kleine Löcher zeugen. Das stört so manchen Sammler, rückt aber sofort in den Hintergrund, nachdem der Bass angespielt wurde. Es tönt ein sehr kultivierter Klang mit straffen Bässen – dem harten Ahorn sei Dank – und einer präzisen, je nach Fähigkeit des Anwenders nuancierten Übertragung des Spiels, inklusive strahlender Obertöne. Als solche Anwender des BB2000, deren Leistungsprofile auf der Sonnenseite der Normalverteilung stehen bzw. standen, zählen Session Bassist Abraham Laboriel, Little River Band’s Wayne Nelsen, Manfred „Manne“ Praeker (leider 2012 verstorben) von Spliff, Andy Rourke von The Smiths – man betrachte nur das sensationelle Platteninnencover vom 1984er-Album „Hatful of Hollow“ – und last but not least Michael Anthony (ehemals Van Halen, heute Chickenfoot), der mit seinem BB2000 viel Bühnen-Performance erlebt haben muss, wenn man sich seinen Bass im Internet anschaut: im böse zerkratzten Body finden sich nicht mehr die beiden serienmäßigen Alnico Pickups von Yamaha, sondern lediglich ein einsamer Ersatztonabnehmer von EMG.

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Im Originalzustand hat der BB2000 in der Stegposition ein Singlecoil mit durchgehendem Magnetpol, der eine knackige Funknote beisteuern kann. Mit der Verwendung eines Reversed- Splitcoils als Hals-Pickup traf Yamaha eine seinerzeit eher untypische Pickup-Wahl. Diese, gegenüber eines Precision Splitcoils umgedrehte Anordnung der beiden Spulen, sorgt im Vergleich zum Fender Pendant für einen strammeren Klang der E- und A-Saite, bedingt durch die größere Stegnähe der montierten Bassspule. Beim BB3000 hatte sich Yamaha hingegen an der Spulenordnung des Precision orientiert. Der Unterschied der beiden Anordnungen ist sehr schön auf dem romantischem Pärchenbild ersichtlich.

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Es war kein geringerer als „Mr. Thunder Thumb“ Louis Johnson, der bei der Entwicklung des BB3000 dem Konzern Yamaha beratend zur Seite stand. Und obwohl man Johnson eher mit seinem Music Man Stingray in Verbindung bringt, spielte er einen burgundy-farbenen BB3000-Prototyp, als er als Session Bassist für Michael Jackson’s Thriller-Album beschäftigt war. Der Buchautor Jean-Pierre Hombach recherchierte für sein Buch „Michael Jackson – King of Pop“, dass Louis Johnson mit diesem BB3000 Prototyp die weltweite Nummer-eins- Single „Billie Jean“ einspielte. Fairerweise muss man allerdings erwähnen, dass sein BB3000 ein altes Broad Bass-Decal, zwei Humbucker und ein Reglereinheit im Stingray-Stil hatte, also noch weit entfernt vom späteren BB3000 Serienmodell war. Wer Johnson mit seinem Yamaha Bass in Aktion erleben möchte, dem sei der YouTube- Clip „Louis Johnson, Paul Jackson Jr. & George Duke: Live in Tokyo 1983“ empfohlen. Weitere prominente BB3000 Spieler sind u.a. Tony Kanal (No Doubt, Dreamcar) und Robby Takac (Goo Goo Dolls).

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Die Holzkonstruktion und Potis des BB3000 sind mit denen des BB2000 identisch. Die goldfarbenen Stimmmechaniken und die Brücke im Bleckwinkel-Stil erinnern an die Hardware von Fender Bässen, wobei zumindest im ersten Produktionsjahr des BB3000 noch die einstellbaren Stimmmechaniken in goldfarben verbaut wurden. Ich vermute, dass Yamaha ähnliche Qualitätsprobleme mit ihrer vergoldeten Hardware hatte wie Ibanez. Damals relativierte sich die Goldschicht schon nach kurzer Zeit, was Ibanez dazu bewog, die Hardware einiger Modelle mit einer Mixtur aus Goldfarben (Brücke) und Chromfarben (Stimmmechaniken) zu versehen – dies blieb den Yamaha Kunden erspart. Die charakteristischen Messingrahmen des BB3000 erwiesen sich als widerstandsfähiger, blieben bis Produktionsende erhalten und wurden auch stilistisch bei der Neuaufl age der Broad Bass-Modelle wieder aufgegriffen – diesmal in verchromter Form, wie beim hier abgebildeten Modell BB1024X in Cinnamon Red. Vom Spielkomfort her fühlt man sich bei allen hier gezeigten Broad Bässen sofort zuhause. Sie hängen ausgewogen am Gurt, die Bodyshapings sind an den richtigen Stellen, der Hals hat die richtige Breite bzw. Dicke und die Pickups bie- ten genug Platz, um den Daumen Halt zu geben. Allerdings war zumindest beim letzten Punkt Manne Praeker, Bassist von Spliff und Vorbesitzer vom hier präsentierten BB1200S fretless anderer Meinung, was die Bohrlöcher oberhalb des Pickups vermuten lassen.

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Dieser Bass dürfte einigen Lesern bekannt vorkommen, da er bereits in der Ausgabe vom Januar/Februar 2015 als Bass Special „Carbonara Bass“ vorgestellt wurde. Manne Praeker spielte mit diesem Bass den gleichnamigen Song ein und benutze ihn auch live beim Song „Heut´ Nacht“. Die fretless-Version vom BB1200S war eine Spezialanfertigung für Manne und erschien meines Wissens nach nie als käufl iche Version. Der 1200’er hat die gleiche Holzkonstruktion und den gleichen Reversed Splitcoil wie der BB2000. Auf den zweiten Pickup muss der BB1200S verzichten, dafür bietet er einen 3-Band Equalizer mit Höhen-, Mitten- und Bassregler. Wer den Sound des Basses hören möchte, dem empfehle ich die Live@Rockpalast DVD von Spliff, die Manne Praeker mit diesem Bass auch auf dem Cover zeigt.

Die 1200’er Serie war auch bei anderen prominenten Bassspielern beliebt, wie beispielswiese Paul McCartney, der eine Zeitlang dieses Modell in der Farbe Brown Stain spielte, allerdings als passive Variante ohne Equalizer. Mit exakt dem gleichen Modell konnte man auch Donald „Duck“ Dunn sehen, Mr. Blues Brothers‘ Bass Player himself.

Nicht zu vergessen ist Peter Hook, der Joy Division und New Order mit Bassspuren versorgte. Aus Sicht der Yamaha Fangemeinde ist Hook fest mit seinem burgundy-farbenen BB1200S verbunden und diese Liebesbeziehung bestätigte er auch in einem Interview für ein englisches Bass Magazin: „I’m always looking to see if anyone could make a better guitar than the Yamaha BB1200S. They’ve never done it yet, to my mind“. Peter Hook ist heute Endorser von Yamaha und tourt aktuell als Werbeträger für die neue Broad Bass-Linie.

Der Exot in unserem Quartett ist sicherlich der BB2000S fretless, der eine gelungene Mixtur aus den anderen drei Modellen ergibt: die nonreversed Pickups des BB3000, die Optik vom BB1200S fretless und die Namensgebung und Holzkonstruktion vom BB2000. Als eigenständig kann man die 32 Zoll Mensur und die Elektronik ansehen, die einen Volumenregler und einen aktiven 2-Band Equalizer bietet. Der Sound hat Anleihen des 1200’er fretless, allerdings ist er wuchtiger und mehr „vintage“ ... irgendwie sehr speziell …

Dieses Instrument ist in Europa äußerst schwer zu finden und der Erstbesitzer kontaktiert mich auch regelmäßig, ob ich das Instrument nicht wieder abgeben möchte. Das möchte ich natürlich nicht und diese Haltung gilt wohl auch für viele andere Yamaha Besitzer der Broad Bass Neck-Thru Modelle aus den Siebzigern/ Achtzigern, da der europäische Markt als eher überschaubar anzusehen ist. Preislich liegen die angebotenen Modelle meistens zwischen 600,– und 1.700,– EUR, je nach Zustand und Modell. Empfehlenswert ist mittlerweile die Suche auf dem japanischen Markt, da dort noch relativ viele alte BB’s angeboten werden und spätestens seit Inkrafttreten des Economic Partnership Agreement, sprich des Freihandelsabkommen zwischen Japan und der EU, vom 1. Februar 2019 an die Einfuhrzölle reduziert werden bzw. ganz wegfallen – da hat Mr. Trump für uns Bassisten mal unwissentlich etwas Gutes angestoßen.

In diesem Sinne, bässte Grüße und bis zum
nächsten Museumsbesuch,

Euer Frank

Bass Professor 2/2019 Seite 56




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