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Bass Setups: Halsschrauben
WORKSHOP Praxistipp – Bass Setups, Folge 4: Halsschrauben (rabenberger guitars & basses)
Um einen Basshals mit dem Korpus zu verbinden, benutzt man meistens vier (oder mehr) Schrauben. Man kennt diese Bauart von Millionen Fender- und Fender-artigen Bässen. Die Methode ist denkbar einfach: Um die Punktlast der Schrauben in einen stabileren Flächendruck zu wandeln, wird oft eine mehrere Millimeter starke Metallplatte zwischengelegt. Diese stellt prinzipiell nichts anderes dar als eine überdimensionale, zusammenhängende Unterlegscheibe. Die Metallschrauben (meist mit fünf Millimeter Durchmesser) greifen mittels Gewinde in die etwas kleineren, vorgebohrten Löcher. Dieses recht simple Prinzip birgt leider eine gewisse Anfälligkeit, insbesondere bei unseren geliebten Vintage Schätzchen, bei denen der Zugang zum Halsstab – im Englischen als „Trussrod“ bekannt – serviceunfreundlich über den Korpus erfolgt. Da man bei diesen Bässen für Einstellarbeiten den kompletten Hals abschrauben muss, ist es vorprogrammiert, dass die Schraublöcher ausnudeln und die Schrauben eines schönen Tages nicht mehr richtig greifen. Es passiert folgendes: Ist nach der Bohrung die Schraube komplett eingeschraubt und festgezogen, bildet der Schraubkopf einen Anker – eine kraftschlüssige Verbindung ist entstanden. Beim Aufeinandertreffen zweier unterschiedlich harter Materialien gibt das weichere Material mit der Zeit natürlicherweise nach. In unserem Fall ist es das Holz des Halses. Zwar bestehen die meisten Hälse aus hartem Ahorn, doch auch dieses ist irgendwann ausgeleiert. Schraubt man den Hals oft ab und wieder an, wird das Holzgewinde im Hals bei jedem Mal etwas ausschlagen. Anfangs ist das Phänomen kaum merkbar, da sich die Schraube bei jedem Anschrauben eine Kleinigkeit tiefer in das Holz dreht und der Kraftschluss somit wieder hergestellt ist. Bedenklich wird es, wenn die Schrauben beim Anziehen durchdrehen. Dieses habe ich insbesondere bei Bässen mit einem Alter von über 50 Semestern relativ oft gesehen. Das bedeutet nämlich im Umkehrschluss, dass keine kraftschlüssige Verbindung mehr hergestellt werden kann. Der Hals sitzt dann unter Umständen nicht mehr fest in der Halstasche, der Ton fängt an zu schwimmen, der Bass verstimmt sich und wird mit der Zeit unspielbar.
Abhilfe schaffen zwei Methoden: Die eine ist schnell und günstig, die andere ist Gut, dauerhaft und ebenfalls günstig. Fangen wir bei der ersten Methode an, hier werden die ausgegnaddelten Halslöcher mit einem passenden Bohrer auf das nächsthöhere Maß aufgebohrt und mit passenden Rundstäben verfüllt (einstecken + einleimen). Das Vorgehen ist analog zum Praxistipp aus dem letzten BASS PROFESSOR, wo es um neue Mechaniken geht. Die zweite Methode ist etwas aufwändiger, aber meiner Meinung nach am besten geeignet, um den Hals auf Vordermann zu bringen, denn die beste und dauerhafteste Lösung stellen Reparatur kits (Bild 1) mit Einlassmuffen und Feingewindeschrauben dar (Bild 2). Die alten Holzschrauben werden herausgeschraubt, die Halsplatte wird entfernt (Bild 3 + Bild 4). Testweise kann man den Sitz der herkömmlichen Schrauben noch einmal überprüfen (Bild 5). Die großen Rampamuffen werden mit einem passenden Bohrer mit Tiefenanschlag in den Hals eingebohrt, bestenfalls zusätzlich mit ein paar Tropfen Sekundenkleber eingeklebt (Bild 5 bis Bild 9). Ggf. kann eine überstehende Mutter vorsichtig zurückgefeilt werden (Bild 10). Die zugehörige Gewindeschraube kann bei Bedarf per Eisensäge auf das erforderliche Maß gekürzt werden. Nun sollten die neuen Schrauben durch die alte Stahlplatte in die Muffen greifen. Es entsteht eine dauerhafte, kraftschlüssige Metall-Metall Schraubverbindung – Voilà! Diese Kits kosten ca. 15 bis 25 Euro. Die Operation ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach, aber durchaus zu bewerkstelligen. Wer sich damit überfordert sieht, sollte einen Fachmann aufsuchen. Wer es selbst probieren möchte, dem wünsche ich good luck!
Euer Rabe
PS Wenn ihr Fragen zu diesem Workshop habt, könnt ihr mich unter folgender E-Mail-Adresse erreichen:
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Erstellt am 03. November 2021
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