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Mr. Bassman – Bert Gerecht geht noch tiefer runter (3)

Mr. Bassman – Bert Gerecht geht noch tiefer runter. Bert Gerecht, als „Mr. Bassman“ vielen Tieftönern noch gut bekannt, hat im letzten Jahr das Buch „Mr. Bassman geht tief runter“ veröffentlicht.
Wir haben einige Kapitel abgedruckt. Viele warten jetzt schon drauf, wie es weitergeht. Der BASS PROFESSOR veröffentlicht nun vorab exklusiv ausgewählte Kapitel von Band zwei „Mr. Bassman: Es geht immer noch tiefer“. Heute gibt es den dritten Teil!




Jazz As Jazz Can


Nach den fünf Messetagen ging es gleich weiter im Schuldienst. Abends hatte ich Proben mit dem Sauberberger Blasorchester. Ugh, Blasorchester? Das kam so: Ich rutschte morgens in meinem Flur auf verschütteter Flüssigkeit aus und knallte gegen die Türkante. Platzwunde an der Stirn. Die Narbe hab ich heute noch. Ich blutete wie Sau, und Petra fuhr mich in die Notaufnahme. Ein Arzt flickte mich wieder zusammen, und wir kamen ins Gespräch. Als er hörte, dass ich Bass spiele, erzählte er mir dass er Posaunist wäre, und sie dringend einen Bassisten suchen, und lud mich auf eine Orchesterprobe ein. Die war im Nebenort, und ich schnappte mir Bass und Amp und ging aus Neugier mal hin. Also saß ich am Abend in Sauberberg mit weißem Kopfverband und meinem Bass zwischen dreißig Bläsern. Tja, Polkas und Märsche, alles nach Noten. Vorne stand ein Dirigent. Ich dachte, ich mach da mal mit, wer weiß, wozu es gut ist.

Das Orchester hatte auch einen Trompeter, der war Dreißig, wog geschätzte 200 Kilo, und wir freundeten uns umgehend an. Er stand ziemlich auf meinen Sound und wollte eine Tanzband gründen, mit mir am Bass. Er selbst wollte da Schlagzeug spielen, und er war auch ziemlich gut. Allerdings ging es ihm bei einem Termin plötzlich schlecht, und er musste dringend nach Hause. Bei der nächsten Probe sah ich sein Porträt an der Wand hängen, mit einem Trauerflor. So schnell geht das! Man erzählte mir, man hätte seine Leiche mit einem Flaschenzug aus dem Fenster des ersten Stockwerks heben müssen. Sein Sarg war eine Spezialanfertigung, der von acht Orchestermitgliedern getragen wurde. Ich spielte die Basstrommel auf der Beerdigung. Traurig. Eine Flötistin brach auf dem Friedhof weinend zusammen und musste getröstet werden.

Das Orchester war ziemlich ungroovig, der Trommler war grottig, und der Orchesterbetrieb war echt gewöhnungsbedürftig. Für mich zumindest. Bin ja kein Vereinsmeier. Ein bassspielender Freund hatte mich vorgewarnt:
„Ich war selbst in so nem Verein, da geht´s nur ums Saufen, weniger um die Musik.... Das sind alles Typen, die haben die Instrumente nach Noten gelernt und können nicht grooven... Das ist keine Band, so wie du es kennst. Und Kohle gibt´s auch net.“
Die Gigs waren vorhanden, hier ein Geburtstag, da eine Einweihung, jede Menge Kirchenkonzerte... Aber die Musik berührte mich nicht. Besonders zum Weglaufen fand ich Arrangements wie „The Cream Of Clapton“ oder „Dieter Bohlens Greatest Hits“. Lediglich der freiberufliche Dirigent bekam eine Gage, der Rest ging in die Vereinskasse für Noten und neue Blasinstrumente. Ich hätte da auch Tuba lernen können. Und günstig saufen können ohne Ende! Aber das war alles nicht meins. Aber es hatte dann doch was Gutes: Der Doktor stellte mir alsbald einen italienischen Keyboarder namens Vitorrio aus der Nachbarschaft vor, mit dem ich, zusammen mit einem hervorragenden Drummer, ein paar Jahre Pianojazz auf Weingütern, Firmenfesten und in Altersheimen spielte. Unter dem Namen „Hotwired3“. Gelegentlich war auch seine Tochter dabei, die hatte eine tolle Stimme, eine Musical-Ausbildung und jede Menge Jazz-Standards drauf. Dazu gesellte sich noch der Pfarrer Pittemann aus dem Nachbarort, der konnte richtig gut Jazz auf dem Saxophon spielen. Insofern war es dann schon OK, dass ich da gegen die Tür gelaufen war. Ich verabschiedete mich umgehend vom Blasorchester mit einem Jazztrio-Überraschungs-Geburtstags-Konzert für den Doc in der Kneipe gegenüber vom Proberaum des Orchesters. Das kam gut an, und die Bläser meinten, so hätten sie mich noch nie spielen hören. Klar, Märsche und Polkas gehen anders. Da swingt nix. „Warum spielste bei uns net so“, meinte der Klarinettist. „Ich bin immer nur so gut wie der Schlagzeuger,“ antwortete ich. Der anwesende Blasorchester-Drummer, ein Klassenkamerad meines Sohnes, verzog darauf hin seine Fresse. Tat mir nicht leid.
Jede Woche wurde jetzt gejazzt, beim Keyboarder im Keller. Der Typ war sechzig und ein alter Profi, er hatte im Ausland studiert und schon alles gespielt, Tanzmucke in Hotelbars, Musicals, Jazzgigs, Tourneen mit einem bekannten Schlagersänger. Er besaß eine fette Hammondorgel mit Leslie Box, ein amtliches E-Piano, für mich gab´s eine Dynacord Bassanlage, ein Drumkit stand auch bereit. Also alles prima. Allerdings.... wenn ich eine halbe Stunde in diesem Keller war, bekam ich rote Augen und fühlte mich sonderbar. Der Tastenmensch und der Saxophon-Pfaffe verdächtigten mich denn auch bald, ich würde bekifft zur Probe kommen. Die beiden tranken spanischen Rotwein vom Aldi, und nach der ersten Flasche fingen die an, über mich herzuziehen. Ich war unschuldig! Bekifft hätte ich die komplizierten handgeschriebenen Arrangements nie spielen können. Ich dachte eher, da ist wohl irgendwas im Keller verbaut, wogegen ich allergisch bin. Formaldehyd oder so. Aber die beiden meinten, ihnen ginge es gut, da wär nix. Ich telefonierte Weingüter ab und konnte ein paar gute Gigs aufreißen. Auf dem Weingut eines echten Prinzen spielten wir ein Jazz Matinee mit der singenden Tochter, dann kam Martelle dazu, ein Gitarrist aus Frankfurt, den ich kannte, mit ihm spielten wir ein Blues Programm „The Best of Chess Blues“, Titel von Muddy Waters, Howling Wolf, Buddy Guy. Das war jetzt das absolute Kontrastprogramm zu dem Salon-Jazz, den wir vorher dargeboten hatten. Vitorrio spielte mit und blieb während der Pause sitzen und spielte Werke von Bach, um zu zeigen, dass er es konnte. Unser rauer Blues war ihm wohl etwas peinlich. Der Drummer und ich hatten richtig Spass. Pfarrer Pittemann war ganz begeistert, er hatte den Blues noch nie so intensiv gehört, und konnte da mit seinem Jazz-Saxophon richtig gut mithalten. Der Doppel-Gig kam gut an, und Martelle schlug vor, dass wir in dieser Besetzung weitermachen könnten, wenn ich das Booking übernähme. Wir müssten nur ein Demo haben. Das wollten wir umgehend in meinem Büro aufnehmen, aber es kam leider nie dazu, weil der Drummer alle Termine platzen lies.

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Der zweite Band „Mr. Bassman: Es geht immer noch tiefer“ ist in Arbeit. Band 1 gibt’s im Buchhandel, bei Amazon (auch als E-Book) oder direkt beim Verfasser unter www.bass-elektronik.de


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-> Achim Rafain