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BassMuseum: Jens Ritter Prototypen 1996


Liebe Leserinnen und Leser, heute darf ich euch von zwei besonderen Bässen berichten! In dieser Folge vom Bass Museum werfen wir einen Blick auf die ersten Prototypen von Jens Ritter aus dem Jahr 1996!



Es handelt sich bei diesem exzellenten Pärchen um eine Fretless- und eine Bundbassvariante. Jens Ritter ist sicherlich eine der schillerndsten Persönlichkeit der deutschen Bassbauerriege. Er baute unter anderem Bässe für Prince und Phil Leash von den Grateful Dead, zählt George Benson und Nile Rodgers zu seinem Freundeskreis und stellt dauerhaft Instrumente im New Yorker Metropolitan Museum of Art und im Smithsonian Institution in Washington aus.



Es gibt sogar Bass-Feinschmecker, die über 50 Instrumente (!) von ihm besitzen. Aufgrund seiner weltweiten Kundschaft und seinen innovativen Ideen, nimmt Jens Ritter definitiv eine besondere Stellung unter den deutschen Bassbauern ein. Dabei fing alles im bescheidenen kleinen Rahmen an. Der bei BASF ausgebildete Industriemechaniker und studierte Maschinenbautechniker begann seine Instrumentenbauerkarriere im Keller des Hauses seiner Großmutter und konnte vom ersten Tag an auf die komplette Rückendeckung der Eltern zählen, die ihrem Sohn Möglichkeiten bieten wollten, die ihnen in jungen Jahren nicht vergönnt waren. Jens‘ Vater hat die ersten Maschinen für die Werkstatt besorgt, seine Großmutter half beim Fotografieren der Bässe, wobei sie ein Bettlaken hielt und so für einen neutralen Hintergrund sorgte – toller Familiensupport! Wer etwas mehr Hintergrundinfo in bewegten Bildern erleben möchte, dem sei auf Jens Ritters YouTube- Kanal die Folge „Made in Südwest“ vom SWR empfohlen.

Ich habe Jens in seiner Werkstatt im idyllischen Deidesheim an der Weinstraße besucht und ihn zu seinen Prototypen befragt. Mein Kontakt zu Jens entstand vor zwei Jahren über den Bassisten Ulli Salm, der in seiner (vom Guinness Buch der Rekorde bestätigten!) weltweit größten Basssammlung eine stattliche Reihe erlesener Ritter-Bässe besitzt. Diese durfte ich bei Ulli mal antesten und war insbesondere vom R8 sehr angetan, den ich mir kurze Zeit später bei Jens bestellte. Das Foto zeigt uns einen Tag nach der Übergabe meines Basses. Die leckeren Getränke, die wir beim gemeinsamen Abendessen genossen hatten, sieht man zumindest mir noch deutlich an.



Bevor ich zum Interview komme, vorab ein paar Infos zu den Bässen: Für den Body des bundierten Viersaiters kam wunderschönes Vogelaugenahorn zum Einsatz. Durch vielfaches Beizen in einem violetten Farbton, Teilabschleifen und Wachsversiegeln bekam der Bass ein an Marmor erinnerndes Finish. Der sechsfach verschraubte Kohlefaserhals mit Phenolgriffbrett und 24 Jumbobünden wurde seinerzeit von SKC Bogart geliefert, wobei die Ritter-charakteristische Kopfplatte auf die sperrspitzenartige Grundkonstruktion durch Anleimen von Vorder-, Hinter- und Seitenholzteilen geschaffen wurde. Die Fretlessvariante hat einen einteiligen Padouk-Body und besitzt die gleiche individuelle Form wie sein bundierter Geschwisterbass. Das Shaping des Oberhorns erinnert mich an eine Schneckenform, wie man sich von den klassischen Streichinstrumenten kennt, wobei das gradlinige Unterhorn einen optisch gelungenen Gegenpol schafft. Sowohl am Gurt als auch im Sitzen sind die Instrumente dank der Shapings mit der schlanken Taile und der flachen Hälse topp bespielbar. Sehr schön anzusehen sind die eingelassenen Messingabdeckungen mit Ritterlogo am Halsende, sowie die hölzernen Potiknöpfe. Mechaniken und Brücke sind Spitzenvarianten aus dem Hause Gotoh und ETS. Die passiven Tonabnehmer der Bässe sind von Bartolini, die per Überblendregler mischbar und durch einen zuschaltbaren aktiven Dreiband-EQ ergänzt werden können. Abgerundet wird die Kontrolleinheit durch einen Mastervolumenknopf, der per Zugschalter den EQ deaktiviert. Klanglich überzeugen die Bässe durch eine sehr feine und sensible Ansprache mit gesundem klarem Ton, der sicherlich aus der Kombination des Kohlefaserhalses mit den verwendeten Hölzern herrührt. Dirk Groll hatte im Jahr 1996 das Vergnügen, die beiden Bässe in einem Testbericht bei Gitarre & Bass vorzustellen und resümierte, dass er kaum glauben konnte, dass es sich um Prototypen handelt, da die Qualität für Erstlingswerke viel zu hoch sei.

Hallo Jens, schön, dass du heute Zeit hast über deine ersten Prototypen zu erzählen. Wie kamst du zum Bass und zur Idee, diese selbst zu bauen?

Hi Frank, schön, dich wiederzusehen! Mein Weg zum Bass war gar nicht so gradlinig, wie manche Leute denken. Als Kind bekam ich viele Jahre Klarinettenunterricht von einem Arbeitskollegen meines Vaters und konnte sogar Mozart vom Blatt spielen. Ich wollte unbedingt in die Bad Dürkheimer Liedertafel aufgenommen werden, eine in unserem Umkreis recht bekannte Blaskapelle. Als Kind sah ich das erste Mal Livemusik von dieser Formation, was mich total faszinierte. Als ich als mittlerweile pubertierender Jugendlicher die Chance bekam, eine Probe mitzumachen, hatte ich das Interesse bereits verloren und mich gefragt, was ich eigentlich mit Blasmusik am Hut hatte?! (lacht) Etwa zeitgleich haben mich zwei Kumpels gefragt, ob ich als Bassist in deren Punkband einsteigen möchte, was mich prompt zum Bass brachte. Mein erstes Equipment habe ich in einem Antiquitätenladen in Mannheim gekauft. Mein erster Bass war ein Johnny Pro II Viersaiter und ein Bass-Combo von Carlsbro. Dank meines Onkels, der das Equipment mit einem geliehenen Lieferwagen zum Bandraum meiner Kumpels brachte, haben meine Eltern nichts mitbekommen. Vier Wochen später spielten wir unser erstes Konzert unter dem Bandnamen „Die faulen Äppel“. (lacht) Stilistisch habe ich mich über die Jahre mit den Genres Fun Punk, Classic Rock, Fusion und Reggae auseinandergesetzt. Mit meiner sich entwickelnden Leidenschaft für den Instrumentenbau nahmen die Bandaktivitäten ab, bis ich es komplett aufgab. Den Johnny Pro II Bass habe ich später über ein Annoncenblatt an einen Lehrer verkauft, der den Bass für eine Schülerband haben wollte. Diesen Verkauf habe ich irgendwann aus sentimentalen Gründen sehr bereut und habe mir über die Industrie- und Handelskammer ein Verzeichnis sämtlicher Schulen der Umgebung kommen lassen. Ich fing an, alle Schulen mitsamt einem Foto vom Bass anzuschreiben, ob ihnen dieses Instrument bekannt vorkäme. Leider meldete sich niemand und ich hatte die Hoffnung fast aufgegeben, als zufälligerweise eine Bekannte das Foto auf einem Papierstapel bei mir liegen sah und meinte, dass der Bass in ihrer Schule genauso aussehe. So bekam ich glücklicherweise meinen ersten Bass zurück und spendierte der Schule ein neues Instrument. Der Nachfolger des Johnny Pro II war übrigens ein Yamaha RBX, der zum Versuchsobjekt für meine ersten Holz- und Elektronikarbeiten wurde. Im direkten Anschluss baute ich die beiden Prototypen.




Was waren damals deine Traumbässe bzw. welche Hersteller haben dich besonders fasziniert?

Meine Traumbässe waren Alembic oder die frühen Michael Tobias Bässe. Ganz toll fand ich auch die Human Base Bässe von Siggi Jäger, der mein damaliger Held war. Mir gefiel das Design der Curbow-Bässe und natürlich sind die Instrumente von Carl Thompson absolut top. Auf die Thompson Modelle bin ich über einen Katalog gestoßen, den ich auf der Musikmesse Anfang der Neunzigerjahre sah. Les Claypool von Primus war dort mit seinem fretless Sechssaiter von Carl Thompson abgebildet, und das hat mich schwer beeindruckt. Eine ähnliche Designphilosophie verfolgt auch der in Europa eher unbekannte Ken Bebensee von KB Guitars. Soundtechnisch war ich eher im Funk verortet, was mich zu den Graphithälsen von Stefan Heß von SKC-Bogart brachte. Stefan hatte maßgeblichen Einfluss auf meine Instrumentenbauerkarriere, da er mich in meiner Anfangszeit sehr unterstütze und auch zur ersten eigenen Ausstellung auf der Musikmesse im Frühjahr 1997 verhalf.

Erzähl doch mal von deiner ersten Musikmesse.



Nach dem Erscheinen des Artikels in der Gitarre & Bass sah ich den richtigen Moment, meine erste Ausstellung in Angriff zu nehmen. Da die Prototypen nicht verkäuflich waren, lies ich sie zuhause und präsentierte in Frankfurt einen Fünf-, einen Sechs- und Achtsaiter. Die ersten Momente waren allerdings eher ernüchternd. Als einer der ersten Besucher meines Standes kam eine Größe der Bassszene, dessen Namen ich mal lieber nicht erwähne. (lacht) Er fand meine Instrumente lächerlich und prophezeite mir, dass ich mit diesem Bass-Design das erste und letzte Mal auf der Messe sein werde. Da lag er glücklicherweise falsch. Meinen ersten Messeverkauf hatte ich an einen Kunden, der zwischen meinem Model und einem Human Base schwankte. Damit musste ich erstmal klarkommen, dass jemand meinen Bass dem meines Helden Siggi Jäger vorzog.

Dirk Groll von Gitarre & Bass hat 1996 als erster deine Bässe getestet. Wie kam der Kontakt zustande?



Ich habe durch eigene Recherche die Telefonnummer von Dirk herausbekommen und ihn gefragt, ob er bereit sei, eine Meinung über meine Bässe abzugeben. Ich wollte lediglich die Meinung eines Experten einholen. An einen Testbericht hatte ich überhaupt nicht gedacht. Mit einer gewissen Skepsis stimmte Dirk zu und ich fuhr zu ihm nach Köln. Aufgrund eines spontanen Terminkonfliktes hatte er dann leider keine Zeit für mich, und ich überließ ihm die Bässe. Nach zwei Wochen bekam ich sie mit einem kleinen Zettel „gut gemacht“ zurück und war recht enttäuscht, da ich eine detailreichere Meinung erwartet hatte. Nach ein paar weiteren Wochen rief mich ein Kumpel an und sagte, ich solle sofort zum Kiosk laufen und die neueste Gitarre & Bass-Ausgabe kaufen. Dort sei ein Testbericht über meine Bässe drin! Ich war völlig aus dem Häuschen, weil mich Dirk Groll mich in seinem Bericht einen „Bassbauer“ nannte. So kam alles ins Laufen! (schmunzelt)



Jens, danke für die Insights, alles Gute und bis zum nächsten Mal!

Ich danke euch für Story und Interview!

Bass Professor 1/2023, Ausgabe 108, Seite 62

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  • R.I.P. Ove Bosch

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Aus dem Leben eines Studiobassisten! Folge 17. Für viele Bassisten war und ist der Beruf des Studiobassisten ein Traumjob. Doch leider werden Studiobassisten immer weniger gebucht, und das liegt nicht nur an der digitalen Studiotechnik. In der Serie „Aus dem Leben eines Studiobassisten“ erzählen Bassheroes kurze Anekdoten aus ihrem Alltag im Tonstudio.
-> Achim Rafain