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WORKSHOP Praxistipp – Bass Setups 6: Mechaniken shimmen
Mike Bolz (rabenberger guitars & basses). In der Folge 5 aus der letzten Ausgabe haben wir uns damit beschäftigt, wie man die Halsneigung eines Basses korrigieren kann. Diese Methode nennt man „Shimmen“. Aber es ist bei Bedarf auch möglich, wie Mechaniken zu Shimmen, was einigen vielleicht bisher nicht bekannt war. Das Shimmen der Mechaniken ist immer dann von Nöten, wenn der Saitendruck auf den Sattel nicht ausreichend ist. Das wird sicht- und hörbar, wenn die Saite im Sattelbereich schnarrt oder der Ton der Leersaite nur schwammig erklingt. Im schlimmsten Fall hüpft die Saite aus der Sattelkerbe, wie man das von manchen Rickenbacker-Bässen von Lemmy kennt. Oft schafft ein Saitenniederhalter (im Englischen „String Tree“ oder „String Retainer“ genannt) dem Phänomen entgegenwirken. Abgewinkelte Kopfplatten wurden nicht zuletzt aus dem Grunde erfunden, um einen akkuraten Druck auf den Sattel unter Weglassen jeglicher Saitenniederhalter erzeugen zu können.
Mehr oder weniger ab Werk „danebengegangen“ ist das bei den eben schon erwähnten Rickenbacker Bässen älteren Baujahres. Der Winkel der Kopfplatte war zu gering, sodass im Zusammenspiel mit den damals verwendeten Mechaniken der am Sattel benötigte Druck nicht erzeugt werden konnte, was zu den oben benannten Phänomenen führte. Dieser Faux Pas erfuhr ab Werk eine Notlösung, indem die Mechaniken geshimmt wurden. Unter die Grundplatten der Mechaniken wurden dünne Kunststoffplättchen gelegt. Auf diese Weise lagen die Wickelachsen der Mechaniken ein paar Millimeter tiefer. So konnte – unter Berücksichtigung der richtigen Saitenwicklung – wieder ein halbwegs stabiler Druck auf dem Sattel erzeugt werden.
Zum Vorgehen: Die Mechanik wird abgeschraubt und komplett auseinandergenommen. Die Grundplatte wird als Schablone für das Shim benutzt. In diesem Fall habe ich mich für die Reste eines Pickguard Materials entschieden. Wer nicht mit Kunststoff arbeiten möchte, kann auch ein dickeres Stück Pappe oder Karton nehmen, was sich auf alle Fälle leichter schneiden lässt. Die Löcher der Mechanik werden gebohrt, das Shim wird zurechtgeschnitten und unter die Mechanik montiert. Üblicherweise sollten die kleinen Befestigungsschrauben der Mechaniken weiterhin ins Holz greifen, gegebenenfalls braucht man längere Schräubchen. Man kann auf den Bildern deutlich erkennen, dass die Wickelachsen der E- und A-Saite durch diese Maßnahme nun tiefer liegen und die Saiten somit automatisch weiter an die Kopfplatte herangezogen werden – der Druck am Sattel wird somit erhöht. Ein deutliches Plus an Spielspaß und Klangfreude ist das Ergebnis!
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Euer Rabenhäuptling
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Bass Professor 2/2022, Ausgabe 107. Seite 72